Wie alles begann
Im Jahre 1924 zählte Oberweier etwa 1000 Einwohner und es gab im Dorf einen Gesangverein, die Feuerwehr, den Sportverein – nur eben noch keinen Musikverein. Dies zu ändern hatte eine Initiative von mehreren jungen Sängern zum Ziel, die erst in einer Vorstandssitzung des Gesangvereins und dann mit der Ortsverwaltung besprochen wurde.
Nach einer engagierten Mitgliederwerbung gehörten dem Verein bei der Gründungsversammlung am 18. Januar 1925 schon 87 Mitglieder an.
Die Beschaffung von Instrumenten bereitete dem jungen Verein große Schwierigkeiten, auf Basis eines Kredites kaufte man die ersten Instrumente schließlich gebraucht vom Musikverein Niedereschach bei Villingen.
Der erste Dirigent war Lorenz Weis aus Heiligenzell, der mit der Ausbildung von etwa 21 jungen Männern begann. Am Weißen Sonntag 1925 trat die Kapelle zum ersten Mal öffentlich auf.
Die ersten Veränderungen und ein tiefer Einschnitt
Im Amt des 1. Vorsitzenden gab es in den folgenden Jahren einigen Wechsel und auch das Dirigentenamt ging bald in andere Hände über: ab 1930 wurde die Kapelle von Josef Bruder dirigiert, einem Musiker aus eigenen Reihen, der 27 Jahre lang Dirigent blieb.
Der Zweite Weltkrieg riss schmerzhafte Lücken in die Reihen der Mitglieder und brachte das Vereinsleben fast ganz zum Erliegen. Schon von 1940 an konnte die Kapelle nicht mehr öffentlich auftreten. Die Tätigkeitsberichte im Protokollbuch wurden immer kürzer, ab 1944 fehlen sie ganz.
Der Wiederaufbau
Im September 1946 fand im Rathaussaal die Wiedergründungsversammlung statt und an Ostern 1947 trat die Kapelle mit einem Platzkonzert am Gasthaus Adler zum ersten Mal nach dem Krieg wieder auf. Ab 1948 wurde auch die Verbindung zu den Nachbarvereinen wieder aufgenommen. Einer der ersten Vereine, die man besuchte, war der Musikverein Diersburg. Zu weiter entfernten Gartenfesten fuhr man mangels anderer Fahrgelegenheiten mit dem Lastwagen. Im August 1950 feierte der Musikverein sein 25jähriges Bestehen mit einem Umzug, bei dem 12 Gastkapellen mitwirkten.
Ein einheitliches Erscheinungsbild
Die erste Uniform trugen die Musiker bei der Primiz von Pater Julius Moser im Juli 1956. Sowohl Gemeinde als auch Bürgerschaft hatten dem Verein zur Anschaffung dieser graublauen Einheitsbekleidung finanziell unter die Arme gegriffen.
Nachfolger von Josef Bruder als Dirigent war 1957 Musikdirektor Arno Kuch aus Lahr, unter dessen Leitung das Niveau der Kapelle enorm stieg. Ab 1962 war Bruno Späth für die musikalische Leitung des Orchesters verantwortlich. Im Juli 1965 feierte der Musikverein, dem damals 27 aktive und 132 passive Mitglieder angehörten, sein 40jähriges Bestehen.
Die Jahre 1969 bis 1979 waren vom häufigen Wechsel in der Vorstandschaft und im Dirigentenamt geprägt. An Pfingsten 1975 feierte der Verein mit einem Zeltfest auf der Mühlmatte sein 50jähriges Bestehen.
Ruhigere Zeiten
Ab 1979 gelangte der Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser, als Fritz Lehmann, der bisherige 2. Vorsitzende, das Amt des 1. Vorsitzenden und Willi Stuber das des 2. Vorsitzenden übernahmen. Auch im Amt des Dirigenten kehrte in dieser Zeit eine Stabilität zurück: Mit der Verpflichtung von Adam Kalbfuß begann eine neue Ära des Musikvereins, in der das Niveau der Kapelle von Jahr für Jahr stieg und in der nach und nach viele junge Musiker ins Orchester eingegliedert wurden. Im Jahre 1985 konnte der Musikverein Oberweier sein 60jähriges Bestehen feiern. Im Rahmen der Jubiläumsfestlichkeiten wurde in der Sternenberghalle neben einem Festbankett mit den örtlichen Vereinen und einer Tanzveranstaltung auch ein Festgottesdienst gefeiert. Der Musikverein Oberweier zählte im Jubiläumsjahr 1985 insgesamt 214 passive und 44 aktive Mitglieder sowie 10 Zöglinge.
Selbstständige Jugend
1987 wurde zur Trennung der Verantwortung und mit dem Ziel der Verbesserung der Ausbildung der richtungsweisende Schritt zur Gründung der Bläserjugend im Musikverein Oberweier e.V. unternommen, in der heute über 30 Jugendliche bis 25 Jahre an die Musik herangeführt und in den Verein integriert werden.
Vorsitzender gesucht
Nach über 15 Jahren erfolgreicher Tätigkeit als 1. Vorsitzender und insgesamt 23 Jahren in der Vorstandschaft stellte Fritz Lehmann im Jahr 1994 sein Amt zur Verfügung. Im folgenden Jahr wurde er zum Ehrenvorsitzenden des Musikvereins Oberweier ernannt. Auch Willi Stuber stellte sich, nachdem er die Position des 2. Vorsitzenden 15 Jahre lang begleitet hatte, nicht mehr zur Wiederwahl. Da sich trotz intensiver Bemühungen kein Nachfolger für die Position des 1. Vorsitzenden finden ließ, wurde die Satzung dahingehend geändert, dass die Aufgaben in 5 verschiedene Geschäftsbereiche aufgeteilt wurden und jedem dieser Bereiche gleichwertige Leiter innerhalb der Vorstandschaft an die Spitze gestellt wurden. Mit einer modernen Geschäftsordnung und der angepassten Satzung war der Musikverein Oberweier vorbereitet für die Zukunft.
Im Herbst 1998 wirkte das Orchester des Musikvereins bei der Gestaltung der Beiträge der SWR-Rundfunksendereihe „Morgenläuten“ aus Oberweier mit.
Der Musikverein im neuen Jahrtausend
Das 75-jährige Vereinsjubiläum, auf das man im Jahr 2000 zurückblicken konnte, wurde mit einem Festwochenende in der Sternenberghalle gefeiert. Im Rahmen des 75-jährigen Bestehens des Musikvereins fand eine Sonderausstellung im Heimatmuseum in Oberweier mit dem Thema „75 Jahre Musikverein Oberweier“ statt, die an insgesamt drei Sonntagen zu besichtigen war.
Ein Blick in die Zukunft
Seit über 40 Jahren wird das musikalische Erscheinungsbild des Musikvereins Oberweier entscheidend durch einen Mann geprägt, durch den Dirigenten Adam Kalbfuß.
Die heutige Zeit macht es den Verantwortlichen jedoch nicht gerade einfach, einen gemeinnützigen Verein zu führen und mit Leben zu erfüllen, und so ist es um so wichtiger, dass Vorstandschaft, Musiker und Dirigent an einem Strang ziehen und auch weiterhin bereit sind, sich bei musikalischen wie außermusikalischen Aktivitäten in den Verein einzubringen.
Neben der Unterstützung durch die aktiven und passiven Mitglieder trägt auch die Gemeinde ihren Teil zu einer erfolgreichen Vereinsarbeit bei; so stand seit 1981 im alten Schulhaus ein Proberaum zur Verfügung, ohne den die intensive Proben- und auch Nachwuchsarbeit nicht durchführbar gewesen wäre. Im Verlauf des Jahres 2000 verlegte der Musikverein sein Probelokal allerdings in die – durch den Bau der Waldmattenhalle – alte und frei gewordene Schulturnhalle.
Zurzeit hat der Musikverein ca. 35 aktive und rund 200 passive Mitglieder und erfreut sich, angeleitet von den Geschäftsbereichsleitern und einem temperamentvollen und regen Dirigenten, trotz seiner fast 100 Jahre bester Gesundheit.